Traue will Wald vor Quarzabbau schützen

Kölnische Rundschau 19.05.11

Grünen-Sprecherin aus Weilerswist schrieb Brief an die Kölner Regierungspräsidentin Walsken

WEILERSWIST. Die Weilerswister Grünen geben ihren Widerstand gegen den von der Ratsmehrheit und den Naturschutzverbänden favorisierten Quarzabbau am Swisterberg nicht auf. In einem Brief an Regierungspräsidentin Gisela Walsken und den Regionalrat hat Liane Traue, Sprecherin der Grünen im Weilerswister Rat, ihre Argumentation präzisiert und ihre Bedenken gegen die Gutachten erneuert, die der
Landschaftsschutzverein Vorgebirge zugunsten des Abbaus des hochreinen Quarzsands am Kottenforst-Ville-Rand nördlich von Weilerswist abgegeben hat.
Die Gemeinde Weilerswist stehe dem Abbau positiv gegenüber, hatte Bürgermeister Peter Schlösser betont, weil die Kommune im Besitz der Waldfläche sei, unter der sich das mächtige Quarzvorkommen befinde. Und damit könne man als Gemeinde Geld verdienen und den defizitären Haushalt von Weilerswist spürbar entlasten. Auch die Ratsmehrheit signalisierte Zustimmung.

Belastungen durch Abbau
Traue sieht das anders, wie sie jetzt auch nach Köln schrieb. Bisher, so Traue, sei der Kottenforst/Ville-Wald der Gemeinde Weilerswist “aus richtigem Grund nicht im Gespräch” gewesen. Deshalb habe es auch keine Stellungnahmen der Weilerswister Bürger bei der Offenlage der Planungsunterlagen gegeben.

Traue: “Die Gemeinde Weilerswist wird seit Jahrzehnten durch die Quarzkies- und Kiesabgrabungen belastet. Mit wechselnden Abgrabungsfirmen wurde, mit Hilfe der Bergbaugesetze aus den
1930er Jahren, der alte Eichen- und Buchenbestand abgeholzt und bis zu einer Tiefe von 40 Metern ausgebaggert.”

Die Grünen-Sprecherin beklagt weiter: “Der Wald ist für immer verloren. Eine Kraterlandschaft ist zurückgeblieben. Das am Jakobspilgerweg liegende Feuchtbiotop ,Kradepol’, in dem unter anderem Salamander leben, ist ausgetrocknet und weitere Biotope, die nicht am Weg liegen, ebenfalls.”

Im Jahr 2007, so die Kommunalpolitikerin in ihrem Brief an die
Bezirksregierung, hätten die heutigen Besitzer die Genehmigung für eine Tieferauskiesung bis 2011 erhalten. Doch daraufhin habe das Unternehmen lediglich Transportbänder in der Grube aufgestellt, ohne den Kies zu fördern.

Das sei wohl geschehen, um die Genehmigung zur Ausquarzung leichter zu bekommen, vermutet Traue in ihrem Schreiben an Gisela Walsken.

Traue misstraut den Experten des Landschaftsschutzvereins Vorgebirge. “Der Landschaftsschutzverein Vorgebirge ist angetreten, um die Landschaft im Rhein-Sieg-Kreis zu schützen”, wettert die Weilerswisterin. “Er nimmt die Zerstörung des Biotopverbundes Kottenforst/Ville bei uns im Nachbarkreis dafür billigend in Kauf. Die Stellungnahme ist in allen Teilen tendenziös. Die Schutzziele des Waldes dürfen nicht einseitigen
Interessen geopfert werden.” Der Ville-Wald sei Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) und müsse gegen alle Begehrlichkeiten geschützt werden. Der Nachbarschaft zur Abgrabungsfläche sei es geschuldet, dass ein Teilstück des Walds – die Pufferzone zur Abgrabungsfläche – nicht als FFH-Gebiet ausgewiesen ist.

Bei Erweiterung der Abgrabungsfläche rücke diese Pufferzone wiederum weiter in den Wald. Traue ist sicher: “Die Bürger der Gemeinde Weilerswist erwarten, dass die Abgrabungsflächen nach nunmehr vier Jahrzehnten rekultiviert werden. Durch eine weitere Abgrabungsgenehmigung würde die Rekultivierung weiter in die Zukunft verschoben.”

Die Waldflächen dienten schließlich auch der Naherholung für den Einzugsbereich Köln. Und das Swister Türmchen, das seit dem Mittelalter Pilgerstätte auf dem Jakobsweg sei, wäre durch den Wegfall des Jakobswegs und die Zerstörung der Umgebung wohl auch unmittelbar betroffen, argumentiert die streitbare Ratsfrau. (bz)

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