Keine Mehrheit für Karolina-Marx-Strasse

Kölner Stadt Anzeiger 07.02.14

NEUBAUGEBIET Ausschuss beschließt Benennung nach Bernhard Thywissen – Künftig mehr Frauen berücksichtigen

VON HEIKE NICKEL

Weilerswist. Dass es in der gesamten Gemeinde keine einzige Straße gibt, die nach einer Frau benannt ist, war offenbar niemandem im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Gemeindeentwicklung so richtig bewusst. Darauf gestoßen wurden die Mitglieder von Dr. Erika Riedmeier-Fischer von den Grünen, die hinzufügte, man solle ihr nun nicht mit der Adelheidstraße oder der Barbarastraße kommen. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte zuvor einen Antrag gestellt, die neue Straße hinter dem Armand-Conan-Platz nach der Weilerswisterin Karolina Marx zu benennen. Als Jüdin flüchtete sie nach der Reichspogromnacht ins Exil nach Brüssel, wo sie überlebte, ihr Mann hingegen wurde umgebracht. 1995 wurde Marx als einzige Vertreterin einer jüdischen Familie aus der Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem jüdischen Friedhof in Vernich beigesetzt. “Bis zu ihrem Tode ist sie für Versöhnung und Völkerverständigung eingetreten. Stellvertretend im Gedenken an die früher in Weilerswist lebenden Mitbürger sollten wir ihr die Ehre zukommen lassen und diese Straße nach ihr benennen”, begründete Rietmeier-Fischer den Antrag.

Gute Idee

Die Ausschussmitglieder versicherten, dass sie die Idee gut fänden. Umsetzen wollten sie sie an dieser Stelle allerdings nicht. Der Vorschlag der SPD, die Straße am neuen Kindergarten in Weilerswist-Süd nach Bernhard Thywissen zu benennen, fand bei nahezu allen im Saal mehr Zuspruch.

Thywissen ist vor allem durch sein Engagement für das Deutsche Rote Kreuz bekannt. Hierfür wurde er auch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. “In Anerkennung seines unermüdlichen Einsatzes für die Gemeinde Weilerswist und das DRK ist es nach Meinung der SPD-Fraktion nahe liegend, die Straße nahe der DRK-Kindertagesstätte nach Bernhard Thywissen zu benennen”, heißt es im Antrag der SPD. Hans-Peter Nußbaum (CDU) meinte, dass diese Idee ganz und gar ins Konzept passe, nachdem bereits andere Straßen in diesem Teil des Neubaugebiets nach verdienten Ratsmitgliedern, ehemaligen Bürgermeistern und Ehrenbürgern benannt seien.

Mit zwei Gegenstimmen von Seiten der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beschloss der Ausschuss schließlich die Benennung der Straße nach Bernhard Thywissen. “Der Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kann bei nächster Gelegenheit wieder aufgegriffen werden”, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung. Und immerhin hat der Ausschuss zugesagt, den weiblichen Persönlichkeiten der Gemeinde künftig bei Straßenbenennungen gerecht zu werden.

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