Nur ein zentraler Kindergarten für ganz Weilerswist

Auf der Tagesordnung für den Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Gemeindeentwicklung des Rates der Gemeinde Weilerswist am 30.08.12 steht der Tagesordnungspunkt: Errichtung einer Kindertagesstätte im Baugebiet Weilerswist-Süd (TOP 9).
Was verbirgt sich dahinter? Es soll ein so genannter Kindergarten der Zukunft errichtet werden, das heißt, eine zentrale, sechsgruppige Kindertagesstätte, die den Gesamtbedarf im Kernort (Bahnhofsallee) und Müggenhausen abdecken soll. Das heißt, alle Kinder in Weilerswist und in Müggenhausen gehen nur noch in diesen Kindergarten, und das heißt auch, entsprechende Hol- und Bringdienste für die Eltern.

Da stellt sich die Frage, warum die Gemeinde das wohnungsnahe, dezentrale Konzept aufgeben soll, um was zu gewinnen? Was verspricht man sich von einer Konzentration aller Kinder an einem Platz an der Peripherie der Gemeinde?
Die Antwort findet sich wohl vor allem darin, dass für den Bau des Kindergartens ein so genanntes Investorenmodell zum Tragen kommen soll, und es sich für einen Investor nicht lohnt, einen zweigruppigen Kindergarten für Weilerswist Süd, der in Wahrheit nur gebraucht wird, zu bauen.
Eine pädagogische Begründung dafür sehen wir nicht.

Aber wozu braucht die Gemeinde einen Investor?

Betrachtet man die sehr komfortablen Bedingungen für einen Investor, so kann man nur staunen:

Der Bau des Kindergartens soll 2,5 Mio. Euro kosten, die über einen Gewähr- und Garantievertrag (Patronatserklärung) seitens der Gemeinde abzusichern wären. Zusätzlich soll die Gemeinde dem Investor das Grundstück schenkweise überlassen (3.500 qm = 437.000 Euro bei einem derzeitigen Quadratmeterpreis von 125 Euro). Dazu kommt noch ein Betrag von 650.000 Euro, der im Haushalt 2013 für den Bau vorgesehen ist. Die jetzt für die Kindergärten Bahnhofsallee und Müggenhausen genutzten Immobilien sollen verkauft werden.

Das Investorenmodell kostet also der Gemeinde 1.085.500  Euro. Dazu käme noch ein Mietzuschuss für den Investor über 30 Jahre. Alle Kosten und Risiken verbleiben also bei der Gemeinde, der Nutzen, sprich Profit, vorrangig beim Investor. Und das für einen zentralen Kindergarten, der Kindern und Eltern aufgezwungen wird, die im Kernort und in Müggenhausen wohnen.

Gebraucht wird, wie gesagt, nur ein zweigruppiger Kindergarten für Weilerswist Süd.

Bei einem von der Gemeinde selbst errichteten zweigruppigen Kindergarten könnte sie die Miete selbst vereinnahmen, den im Haushalt bereits vorgesehenen Betrag für den Bau verwenden, und von den 3.500 qm großen Grundstück 2.500 qm veräußern (= 312.000 Euro) und ebenfalls für Bau und Einrichtung verwenden. Sie bliebe Eigentümerin des Grundstücks, auf dem der Kindergarten steht und somit Herrin im eigenen Haus. Bei dem Investorenmodell hätte die Gemeinde am Ende ein Grundstück,  zwei Immobilien und Geld für Mietzuschüsse verloren.

Merke: Es lohnt sich zuweilen, kleine Brötchen zu backen. Und von so genannten Leuchtturmprojekten – ob in Berlin, Hamburg oder Mainz, haben die Bürger und Bürgerinnen inzwischen die Nase voll, weil die Kosten letztlich immer bei der öffentlichen Hand, sprich dem Steuerzahler, hängen bleiben.

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