Lehrstunde in gelebter Demokratie

Bei der letzten Ratssitzung dieser Wahlperiode im Juni konnte man im Rat eine Lehrstunde in gelebter Demokratie erleben –  oder doch eher in nicht. Zur gelebten Demokratie gehört nicht nur, dass man sich sachlich über Inhalte austauscht  und Argumente gegeneinander abwägt, sondern auch der Umgangston miteinander und der Respekt voreinander. Es zeugt aber von schlechtem Stil und mangelndem Respekt wenn dann, wenn ein Mitglied unserer Fraktion das Wort ergreift bei einigen Unruhe aufkommt, untereinander geredet und sogar gelacht wird.

Das ist mieser politischer Stil! Das ist umso verwunderlicher, als die Argumente der Mehrheit nun keineswegs unangreifbar oder etwa in sich schlüssig und stimmig waren. Es ging nämlich um den Pylon, ein
56 m hohes Werbe-Ungetüm, das hungrige Autofahrer bei Tag und bei Nacht zu McDonalds führen soll.
Diesen Pylon als Landmarke zu bezeichnen, also ein rein kommerzielles “Bauwerk” gleichzusetzen mit einem markanten Punkt in der Landschaft, einem Bauwerk von historischem oder kulturellem Wert, ist einfach lächerlich und total neben der Sache.
Vollends aus dem Ruder der Vernunft läuft aber eine “Diskussion”, wenn die Höhe des Pylonen mit der Höhe von Windrädern gerechtfertigt wird. Hier scheinen tatsächlich Maßstäbe zu verrutschen. Eine Windkraftanlage dient dem Gemeinwohl, weil sie zur Versorgung der Bevölkerung mit Energie beiträgt und somit der Daseinsvorsorge dient, also vielleicht nicht schön, aber notwendig ist, während ein Reklame-Pylon für eine Fastfood – Kette eine rein kommerzielle Angelegenheit ist, überflüssig wie ein Kropf, für die eine Ausnahme vom üblichen Verfahren absolut nicht gerechtfertigt ist.

Merke: Ein falsches Argument wird nicht dadurch schlüssig, dass man es dauernd wiederholt. Um mit Goethe zu sprechen: Getretener Quark wird breit, nicht stark!
Auch wenn man die Mehrheit hat, hat man noch lange nicht recht!

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